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"Ich bin drin!" ist ja schön und gut - nur, was dann? War da nicht noch was? Ach ja, der Mensch am anderen Ende der Datenleitung ...
07. September 2002
Wahl-O-Mat

Der Wahl-O-Mat ist ein recht interessantes Teil - die Macher haben die Parteien um Stellungnahmen zu 27 Fragen gebeten, und man kann nun feststellen lassen, welche Partei den eigenen Vorstellungen am besten entspricht. (Wobei die Macher wesentlich mehr Fragen gestellt hatten - aber nicht alle Parteien konnten oder wollten alle Fragen beantworten.)

Das Ergebnis war interessant - ich wußte gar nicht, daß ich so viel mit der FDP gemeinsam habe an Positionen. Wobei sich aber bei genauerer Prüfung ergab, daß es nicht grade die entscheidenen Positionen sind, die ich mit dieser Jux-Partei teile.
So sind die FDP und ich dafür, daß die Läden auch Sonntags aufhaben können - nicht wirklich ein Grund FDP zu wählen, denn "mehr Eigenbeteiligung im Gesundheitsbreich" würde uns eventuell recht früh treffen, und die Ökosteuer ist noch lange nicht hoch genug! Und auch daß die eingetragene Lebenspartnerschaft ein Insitut minderer Rechte bleiben soll, ist eine Position, die ich nicht wirklich teile. Neben so einigen anderen. In der Transgender-Frage kann man die FDP wohl vergessen ... Siehe Antwort auf den 4. Wahlprüfstein des LSVD. Auch nicht ganz unwichtig.

Aber auch den roten Socken beider Couleur stehe ich angeblich nahe. Nun ja ... vielleicht ist mein Blick auf die Tante SPD ja auch dadurch stark getrübt worden, daß ich die interne Arbeit dieses Ladens bereits miterleben durfte (ohne jemals Mitglied gewesen zu sein, selbstverständlich). Aber auch hier gefällt mir, logisch, die Stellung zur ELP nicht, und ob die Wehrpflicht noch was taugt, ist eine gute Frage. Als "Schule der Nation" hat sie schließlich ausgedient, und man jeden jungen Mann in D verpflichten kann, z.B. in Afghanistan für Ordnung zu sorgen (oder so) bezweifle ich dann doch ganz entschieden. Und natürlich ist die SPD - wie alle Mitte-Links - Parteien gegen eine Lockerung des Kündigungsschutzes. Alles Schnarchnasen, die noch nie mit jemandem arbeiten mußten, der in den fünf Minuten zwischen Frühstücks- und Mittagspause bitte nicht belästigt werden will. Davon abgesehen, daß so wie der Kündigungsschutz in D aussieht, ich auch keine Leute einstellen würde, wenn es sich irgendwie vermeiden ließe, wenn ich in der Lage dazu wäre. Aber da müssen halt Besitzstände gewahrt werden.
In der Transgender-Frage ist die SPD, oder wenigstens Teile davon, ehrlich bemüht. Die Frage ist nur, ob diese Teile sich gegen jene durchsetzen können, die eine Reform des TSG in der jetzigen Legislaturperiode schon verhindert haben, weil man "ja schließlich schon ein Gesetz für Perverse gemacht hat".

Die PDS hat zwar eigentlich nicht so viele Besitzstände zu wahren, aber eine Tradition. Bzw. die Tradition, welche sie mit der Zwangsvereinigung der Vorgängerparteien faktisch aufgab, aber macht ja nix. Dazu noch ein guter Schuß Sozialromantik und fertig ist eine "linke Alternative". Kommt nur leider manchmal eher linkisch als links rüber. Und diese pseudo-pazifistische Position (die nicht abgefragt wurde) zu Auslandseinsätzen gefällt mir auch eindeutig nicht.
In der Transgender-Frage war die PDS in dieser Legislaturperiode vorne mit dabei. Ob sie das in der nächsten auch noch ist, nachdem Christina Schenk aus dem Bundestag ausgeschieden ist, ist eine gute Frage. Außerdem ist bei der PDS, wenn man nach den bisherigen Erfahrungen (siehe ELP) geht, durchaus die Gefahr gegeben, daß wenn sie nicht alles bekommen (wie z.B. die Abschaffung des juristischen Geschlechts - auch schon gefordert worden, aber ausgesprochen utopisch) sie auch gegen ein Gesetz stimmen, was zwar nicht alles, aber vieles an Verbesserungen enthält. Man kann - und sollte - zwar alles fordern. Aber die meisten Kinder haben schon mit drei gelernt, daß man deswegen noch lange nicht damit rechnen kann, auch alles zu bekommen.

In einem Punkte allerdings hat mich der Wahl-O-Mat beruhigt: Die Wahrscheinlichkeit, daß die CDU/CSU jemals eine Partei für mich sein könnte, ist äußerst gering. Mit denen stimme ich an genau zwei Positionen überein: Die humane Genomforschung soll nicht verboten werden (fordert aber auch keine andere Partei) und für Zuwanderer soll es Integrationskurse und -Angebote geben. (Auch nicht wirklich eine exclusive Position.)
In der Transgender-Frage läßt die Antwort auf den entsprechenden Wahlprüfstein erkennen, daß die CDU/CSU wohl kaum die Absicht hat, auch nur einen Handschlag für uns zu tun. Auch die anderen Antworten auf die Wahlprüfsteine lassen es wenig verständlich scheinen, wenn LBGTs diesen Laden an die Regierung bringen wollen. Es wählen halt nur die dümmsten Kälber ihre Metzger selber, aber LGBT sein ist ja auch keine Garantie für Anstand oder Intelligenz.

Bleibt die Partei, die ich schließlich eh schon immer gewählt habe: Die Grünen. Und irgendwie habe ich das auch diesmal wieder vor, auch wenn der selbe Schuß Sozialromantik wie bei der PDS eine Runde stört. Es sind eh nicht die Sozialromantiker, die am übelsten bremsen, sondern die Besitzstandswahrer. Und was soll man sonst machen ... *seufts*

Von alex.here um 16:55
31. August 2002
Wer ist eigentlich Alex?

Ehe jemand fragt - das sollte mal eine Kurzbio für ein Buch werden. Wegen Terminproblemen hat sie's nicht mehr ins Buch geschafft, und das mit dem Kurz hat ja auch nicht so geklappt. Nu kann ich sie doch noch für was brauchen *grins*



Kaum hatte Konrad Adenauer diese Welt verlassen, machte ich mich auch schon auf den Weg. Zu meinem Geburtstag wurde zwar Hair uraufgeführt, aber davon kam in der Eifel-Provinz, wo ich aufwuchs, nichts an. Da wohnten ordentliche Leute, und nicht so langhaarige Terroristen, die alle ordentlichen Leute aus der Welt bomben wollten! Weswegen auch alle Langhaarigen sicherheits- und ordungshalber in Arbeitslager gehörten - und das war die liberale Position. Und weswegen ich mich schon recht früh fragte, ob ich da wirklich hingehörte. Das hat sich meine gesamte Verwandtschaft auch gefragt ... Zumal das auch noch so aussah, als wäre aus mir kein ordentliches Mädchen mehr zu machen. Da hatten sie allerdings recht. Und wie recht sie hatten ... Hätten mal auf mich hören sollen, habe ich doch schon immer gesagt!

In dem Jahr, als an der Startbahn West gekämpft wurde, und eine halbe Million Menschen in Bonn gegen die Nachrüstung demonstrierten, zog ich endlich nach Köln, und damit in doch etwas liberalere Verhältnisse. Prompt fing ich an, komische Musik zu hören (BAP und Stones), komische Leute kennezulernen (Langhaarige! Und das in der Schule!) und noch komischere Ansichten zu pflegen (ein kurzer Ausflug in den Kommunismus). Am komischsten allerdings war die Idee, die ich nur wenig später hatte, nämlich die, daß eine Menge meiner Probleme daher rührten, daß ich mich nicht weiblich genug geben würde. Es folgte eine Phase, die man nur als Drag bezeichnen kann. Aber versucht habe ich es!
Während in der UdSSR Glasnost und Perestroika begannen, bekam ich meine eigene Freiheit, nämlich von der Schule dank Abi (und Frau Lehrerin: Ich habe sie NICHT vermisst. Nicht eine Sekunde!) und eine eigene Wohnung dank Mama.

In den nächsten Jahren schleppte ich mich durch ein Studium der Philosophie, Religionswissenschaften und Angelistik. Die meiste Zeit allerdings verbrachte ich mit dem Studium der Wirtschaftswissenschaften anhand eines besonders interessanten Beispiels in der Kölner Südstadt und der theoretischen Musikwissenschaften anhand der einen oder anderen Band. Noch versuchte ich, dieses seltsame Unbehagen mit mir und der Welt dadurch aus dem Wege zu gehen, indem ich mein eigenes Frauenideal versuchte zu erreichen.
Was ich so ungefähr zu der Zeit erreichte, als es auch in Jugoslawien anfing zu krachen. Am Ziel stellte ich nämlich fest, daß ich den falschen Weg eingeschlagen hatte. Den ganz falschen Weg.

Was mein Interesse an der Weltpolitik doch auf ein wesentlich geringeres Maße zurechtstutzte, und mich in die Tiefen der Gender-Politik einführte; auch wenn das damals, da wo ich drauf stieß, noch keineswegs so hieß. Da war man entweder transsexuell oder nix. Ein Zustand, den abzuschaffen ich seitdem beschäftigt bin, mit zunehmender Intensität. Sogar in den Vorstand eines Vereins (wenn auch als Sprecher, und nicht als Vereinsvorsitzender) brachte mich das, und in die Niederungen der (Partei-)Politik. Was man nicht alles tut der Sache wegen. Und so lange ... bis heute.

Von alex.here um 3:34