August 31, 2002
Was ist eigentlich ein Blog?

Ja, gute Frage. So genau kenne ich mich auch nicht damit aus, aber da ich nunmal einen habe, und das dauernd gefragt werde:

Also, Blogs sind Systeme, die es Menschen ermöglichen, einfacher, als das auf die übliche Art und Weise möglich ist (also per HTML-Editor und FTP-Programm), Seiten im WWW zu erstellen oder upzudaten. Und zwar sind Blogs das Low End dieser Art von Systemen, die zusammen Content Management Systeme (CMS) heißen, also ungefähr Inhaltsverwaltungs-Systeme. Und Blogs zeigen die eingegebenen Artikel in der Reihenfolge des Eingebens an.
Auf Blogs bin ich persönlich das erste Mal gestoßen, als ich nach einem geeigneten CMS für die TransMann-Seite suchte. (Da allerdings müßte es ein paar mehr Features geben als in einem Blog, aber das ist ein ganz anderes Thema.)

Blogs sind für die meisten Menschen, die ein Blog haben (Blogger) aber mehr als nur ein Low-End-CMS. Blogs sind eine ganze Philosophie. Oder ein paar Philosophien jedenfalls. Ob ich mir da auch eine von zulege, weiß ich noch nicht.

Angefangen jedenfalls haben Blogs inhaltlich damit (bzw. die ersten Blogs, die so etwas wie eine gemeinsame Blogger-Philosophie hatten), daß Webseiten besprochen wurden. Also die Artikel bestanden meistens aus Berichten über oder Kommentaren zu Webseiten; auch heute noch bieten die meisten Blog-Systeme (etwas irreführenderweise Blog-Tools genannt) eine Möglicheit, direkt beim Surfen ganz schnell eine Eingabemöglichkeit für einen Blog-Artikel aufzurufen. Das war die erste Blog-Welle.
Schon diese Blog-Welle zeichnete sich auch dadurch aus, daß da ein Gemeinschaftsgefühl zwischen Bloggern entstand, das dazu führte, daß Blogs sich auch durchaus häufig mit anderen Blogs beschäftigten; nicht alle, natürlich, aber viele.

Dann kamen Blog-Server, also Blogs, die man nicht mehr selber auf dem eigenen Webspage installieren mußte, sondern die alle zusammen auf einem einzigen Server liefen, so daß die Blogger mit der ganzen technischen Seite nichts mehr zu tun haben mußten, wenn sie nicht wollten.
Was zu einer unglaublichen Anzahl von Webseiten führte, auf denen Online-Tagebücher und selbstgeschriebene Gedichte standen (die zweite Blog-Welle). Weil es aber bei Tagebüchern und selbstverfasster Lyrik meistens doch mehr oder weniger gute gibt - und leider mehr weniger gute - ist es in gewissen Kreisen wohl gar nicht mehr so empfehlenswert zu sagen: "Ich habe ein Blog." Da ist ein "Ich habe eine eigene Webseite mit einem CMS." wohl beeindruckender. Wer also beeindrucken will ... Dann sollte man natürlich auch nicht bloß ein blogger.com-Blog haben.

Na ja egal. Mittlerweile jedenfalls gibts Blogs zu so ziemlich allen Themen. Immer noch gibt es aber ein ziemliches Gemeinschaftsgefühl unter Bloggern; so gehört auch das Support-Forum von Movabletype, meinem Blog-System, zu den besten, die ich jemals erlebt habe. Und ich kenne einige Support-Foren.
Und, wenn ich das so sehe, sind immer noch viele Blogs untereinander vernetzt - auch dazu liefern die Systeme meistens gleich die entsprechenden technischen Möglichkeiten mit.


Und was ist mein persönliches Fazit, was Blogs angeht?

Gemischt, ehrlich gesagt. Blogs fielen mir vorher deswegen gar nicht besonders auf, weil sie sich für klassische Informations-Seiten nur begrenzt eigenen. Die Möglichkeit, nur einen einzigen Level tief zu sortieren, z.B. (also z.B. keine Unterrubriken zu den einzelnen Rubriken machen zu können) und als Sortiermöglichkeit nur das Datum zu haben, das ist schon sehr einschränkend. Alte Artikel landen dann fast zwangsläufig irgendwann soweit unten, daß sie kaum noch gelesen werden.
Das mag nicht so tragisch sein, wenn man ohnehin eher Inhalte hat, die in absehbarer Zeit nicht mehr so aktuell sein werden; oder wenn man Teil einer Community ist, die eh im Auge behält, was man aktuell schreibt. Aber ob ich für die Community-Pflege zwangsläufig soviel Zeit aufwenden will? Nicht so unbedingt mein Ding. Und generell ich bilde mir ein, doch gelegentlich Sachen zu schreiben, die eine gewisse längere Haltbarkeit haben oder für mehr als eine Blogger-Community interessant sein könnten *grins*

Andererseits gibt es wohl keine Möglichkeit, noch einfacher eine eigene Webseite zu machen. Das ist schon ausgesprochen verlockend ... Und mit persönlich gefällt auch die Kommentarfunktion sehr gut. Ich mag heiße Debatten.

Wird also auf Dauer wohl so aussehen, daß ich entweder die Möglichkeiten des Blogs bei mir so erweitere, daß die größten Nachteile kompensiert werden, oder irgendwann auf ein anderes System umsteige. Das allerdings ist dann wieder mehr Arbeit, und die will ich bei dieser Webseite nur recht eingeschränkt in Kauf nehme.
Andererseits - die Probleme sehen auch andere, so daß durchaus die Möglichkeit besteht, daß diese Nachteile irgendwann auch System-mäßig nicht mehr existieren, weil entsprechende Funktionen eingebaut werden. Ideen, z.B. ein Wiki-Weblog oder gar ein Wiki-Weblog-PIM zu basteln, gibts schon.

Und zum Schluß noch ein paar Links zum Thema Blogs:
B|log-Dateien Will eine Übersicht über deutsche Blogs bieten.
Bloghaus GruppenWeblog zu allen Themen rund um Weblogs, mit besonderem Blick auf die deutsche Weblogszene.
Und das entsprechende Google-Verzeichnis:
World - Deutsch - Computer - Internet - WWW - Weblogs

Posted by alex.here at 04:40 FM
Wer ist eigentlich Alex?

Ehe jemand fragt - das sollte mal eine Kurzbio für ein Buch werden. Wegen Terminproblemen hat sie's nicht mehr ins Buch geschafft, und das mit dem Kurz hat ja auch nicht so geklappt. Nu kann ich sie doch noch für was brauchen *grins*



Kaum hatte Konrad Adenauer diese Welt verlassen, machte ich mich auch schon auf den Weg. Zu meinem Geburtstag wurde zwar Hair uraufgeführt, aber davon kam in der Eifel-Provinz, wo ich aufwuchs, nichts an. Da wohnten ordentliche Leute, und nicht so langhaarige Terroristen, die alle ordentlichen Leute aus der Welt bomben wollten! Weswegen auch alle Langhaarigen sicherheits- und ordungshalber in Arbeitslager gehörten - und das war die liberale Position. Und weswegen ich mich schon recht früh fragte, ob ich da wirklich hingehörte. Das hat sich meine gesamte Verwandtschaft auch gefragt ... Zumal das auch noch so aussah, als wäre aus mir kein ordentliches Mädchen mehr zu machen. Da hatten sie allerdings recht. Und wie recht sie hatten ... Hätten mal auf mich hören sollen, habe ich doch schon immer gesagt!

In dem Jahr, als an der Startbahn West gekämpft wurde, und eine halbe Million Menschen in Bonn gegen die Nachrüstung demonstrierten, zog ich endlich nach Köln, und damit in doch etwas liberalere Verhältnisse. Prompt fing ich an, komische Musik zu hören (BAP und Stones), komische Leute kennezulernen (Langhaarige! Und das in der Schule!) und noch komischere Ansichten zu pflegen (ein kurzer Ausflug in den Kommunismus). Am komischsten allerdings war die Idee, die ich nur wenig später hatte, nämlich die, daß eine Menge meiner Probleme daher rührten, daß ich mich nicht weiblich genug geben würde. Es folgte eine Phase, die man nur als Drag bezeichnen kann. Aber versucht habe ich es!
Während in der UdSSR Glasnost und Perestroika begannen, bekam ich meine eigene Freiheit, nämlich von der Schule dank Abi (und Frau Lehrerin: Ich habe sie NICHT vermisst. Nicht eine Sekunde!) und eine eigene Wohnung dank Mama.

In den nächsten Jahren schleppte ich mich durch ein Studium der Philosophie, Religionswissenschaften und Angelistik. Die meiste Zeit allerdings verbrachte ich mit dem Studium der Wirtschaftswissenschaften anhand eines besonders interessanten Beispiels in der Kölner Südstadt und der theoretischen Musikwissenschaften anhand der einen oder anderen Band. Noch versuchte ich, dieses seltsame Unbehagen mit mir und der Welt dadurch aus dem Wege zu gehen, indem ich mein eigenes Frauenideal versuchte zu erreichen.
Was ich so ungefähr zu der Zeit erreichte, als es auch in Jugoslawien anfing zu krachen. Am Ziel stellte ich nämlich fest, daß ich den falschen Weg eingeschlagen hatte. Den ganz falschen Weg.

Was mein Interesse an der Weltpolitik doch auf ein wesentlich geringeres Maße zurechtstutzte, und mich in die Tiefen der Gender-Politik einführte; auch wenn das damals, da wo ich drauf stieß, noch keineswegs so hieß. Da war man entweder transsexuell oder nix. Ein Zustand, den abzuschaffen ich seitdem beschäftigt bin, mit zunehmender Intensität. Sogar in den Vorstand eines Vereins (wenn auch als Sprecher, und nicht als Vereinsvorsitzender) brachte mich das, und in die Niederungen der (Partei-)Politik. Was man nicht alles tut der Sache wegen. Und so lange ... bis heute.

Posted by alex.here at 03:34 FM
August 30, 2002
Kurzes Statement zwischendurch - für die (V)erschreckten

Oops ...
Da hat der Stil der Debatte anscheinend ein paar Leute verschreckt. Also, da möchte ich kurz drauf hinweisen, daß dieser Stil der Debatte zwischen Frau K und mir schon fast traditionell ist. Wobei ich nicht der/die/das einzige bin, was in diesem Stil bedacht wird; eine Suche auf Google nach TK bringt schon recht interessante Ergebnisse, die beim Einschätzen des Tons dieses Austauschs hier vielleicht helfen.

Jedenfalls möchte ich also anmerken, daß (mittlerweile) in der Tat auf meiner Seite keine Bereitschaft da ist, mit ihr eine wirkliche Debatte zu führen. Das liegt allerdings daran, daß der Unterschied zwischen In-der-Nase-Bohren und mit TK eine Debatte zu führen der ist, daß beim Popeln was rauskommt. Ich muß es wissen, das ist die .. uh, äh, laß mich nix falsches sagen ... die vierte Runde müßte es sein. Oder so.
Trotzdem ist es mir wichtig, Thesen und Aussagen wie die ihren eben nicht unkommentiert in der Weltgeschichte rumstehen zu lassen. Denn das, was sie fordert, nämlich Menschen Rechte nicht zu gewähren, weil die ihr persönlich nicht passen, das ist ja wohl kaum akzeptabel -- ganz davon abgesehen, daß ich zu den Menschen gehöre, die aktiv für das kämpfen, wogegen sie sich stellt.

Was die Sache angeht, also den Appell selber: Man mag darüber diskutieren, wie das Gesetz heißen soll, daß das TSG ersetzt. Man mag auch darüber diskutieren, wie weit das gehen soll, und für wen es da sein soll. (Vieles dazu ist ja auch schon an anderer Stelle gesagt worden.) Aber als Forderung aufzustellen, daß das Gesetz dazu da sein soll, den Status der "richtigen F64.0-Transsexuellen" zu schützen, das ist absurd. Und absurd ist es ebenfalls, zu behaupten, für "richtige F64.0er" gäbe es ja schließlich keine Probleme, und alle anderen hätten eh keine Rechte zu bekommen. Ich glaube, darüber besteht nicht so sonderlich viel Dissens; sowas fordern zum Glück nur ausgesprochen wenige Menschen.

Vielleicht zur Info ein paar Artikel zum Thema TSG und Änderungsbedarf:
Die Webseite der PGG, mit dem vollständigen Text des Gesetzesentwurfs der PGG
Das Positionspapier des TransMann zum TSGAufsatz von Helma Katrin Alter 20 Jahre TSG hier oder hier
Es gibt natürlich noch mehr, aber das sind die, die ich immer als erste im Kopf habe. Logisch ;-)

Posted by alex.here at 08:17 EM
August 29, 2002
Jetzt kommen die Argumente aus der Gruft

Bei den Kommentaren zum Appell des Schreckens I begab sich Janice leider ein wenig auf's Glatteis mit der Behauptung, daß man ja alleine schon die Rate der "perversen, häßlichen und unrasierten Transvestiten" daran absehen könnte, daß angeblich 50% aller Trans* vor der GA kneifen. Sie hätte nicht grade Banaski als Beleg anführen sollen ...

Kurz ihr Statement:



Rückzugsquote

Bevor ich's vergesse (was dich ja auch nicht verwundert hätte) hier noch ein Beispiel des Behaupteten:
Sind zwar hier nur 42% aber ist ja ziemlich nah dran:

http://www.junxz.de/mdk-fragen.php

Ist ne "Transmann" Seite ... was dich nicht weiterhin marginal verwundern sollte. Es gibt mehr dazu - auch schlechtere Statistiken ... aber im Moment habe ich diese Daten nicht als Beweis parat, aber umso mehr im Kopf .. Aber das reicht dir ja nicht.


Buah! Jetzt wäre ich fast beeindruckt!
Aber nur fast ...

Also, erstens ist junxz eine Transmänner-Seite und keine Transmann-Seite.

Und zweitens wäre ich extrem vorsichtig damit, die Thesen ausgerechnet von Banaski als Beleg für irgendwas anzuführen - der Mann hatte nämlich, ähnlich wie die Über-Transsexuellen, meistens das Problem, Beweise für seine Behauptungen anzuführen. Um das mal vorsichtig zu formulieren ...
(Für Uneingeweihte: Banski war bis vor einigen Jahren der für Trans* zuständige Mensch des MDK Nordrhein, und als Transenfresser bekannt. Er hat sehr gerne geschrieben - nur gesagt hat er wenig.)
Zum Beispiel ist die angeführte Schlußfolgerung aus dem BSG-Urteil, nämlich daß alle Transen zwecks Heilung erst mal ein paar Jährchen Therapie machen sollen, und erst wenn das nicht klappt, eine OP (bzw. Hormone oder Epilation) bekommen dürfen, eine, an der man merkt, daß der Mann kein Jurist war - Juristen pflegten bei dieser und ähnlichen Passagen meistens erst mal ein kleines Kichern zu unterdrücken, ehe sie ihm gaaanz langsam erklärten, warum er mal besser jetzt fix die OP-Empfehlung ausspucken solle. Was er übriges dann auch tat ... Oops!

Aber zu den 42%: Da steht nicht, daß das 42% von irgendwas waren, die vor der OP gekniffen hätten. Da steht nur, daß er irgendwie bei 42% der Verfahren in der "Gruppe B" auf einmal nicht mehr gefragt wurde. Er selber gibt ja schon als Möglichkeit an, daß das (u.a.) daran liegen könnte, daß der MDK im weiteren Verfahren nicht eingeschaltet wurde. Woran das wohl liegen könnte??? Jedenfalls sagt das gar nix darüber, ob die Leute eine OP noch haben machen lassen oder nicht.

Aber es kommt noch besser: Was ist eigentlich die Gruppe B? Gruppe B sind die Leute aus der Gruppe von Leuten, für die überhaupt bis Ende 1994 ein Antrag beim MDK Nordrhein gestellt wurde für irgendwelche Maßnahmen, sei es OP oder Hormone oder die Epilation (Gruppe A) UND bei denen bis Ende 1992 der ursprüngliche Antrag zu Ende begutachtet wurde (Gruppe B).

Dann wird es etwas kryptisch. Um nicht zu sagen, er vergisst leider im nächsten Abschnitt, was er im vorherigen geschrieben hat.
Er sagt zunächst, daß bei Gruppe B der Begutachtungsprozeß bis Ende 1992 abgeschlossen war. Gleichzeitig gibt er an, daß von dieser Gruppe 42% aus dem Verfahren ausgeschieden sind.
Selbst Banaski wird aber wohl kaum noch Anträge zu Ende begutachtet haben, die zurückgezogen worden waren. Also besteht die Gruppe B offensichtlich gar nicht aus jenen "104 Transsexuellen, bei denen der Begutachtungsprozeß bis Ende 1992 abgeschlossen werden konnte", sondern nur aus den verbliebenen 57: "Bei 50 Anträgen von den verbliebenen 57 waren die medizinischen Voraussetzungen für eine Kostenübernahme gegeben, bei 7 Anträgen jedoch nicht." Wobei zu bedenken ist, daß laut Banasik die medizinischen Voraussetzungen schon nicht gegeben waren, wenn ihm die Psychotherapie nicht hinreichen lange gedauert hatte, oder nicht hinreichend dokumentiert worden war, oder ähnlich relevantes; das sagt also auch nix über die Quote der "richtigen Transsexuellen" aus.
(Daß bei dieser Analyse auch rauskommt, daß Banaski selber nicht weiß, was er dummschwätzt, ist nix neues. Das kam bei ihm meistens raus.)

Wer also sind die 42%? Offensichtlich keineswegs nur Transgender, die keine OP wollten, oder gar solche, die irgendwelche Anträge zurückgezogen hätten - sondern nur diejenigen, bei denen Banaski irgendwann die Tuchfühlung verlor.

Wie wäre es also damit:


  • diejenigen Transmänner, die zwar gerne eine GA hätten, die aber wegen der schlechten Ergebnisse (noch) keinen Antrag gestellt hatten.
    Beim damals angenommenen Verhältnis von 1:2 TM:TF und einer Quote von vielleicht 20% TMs, die damals trotzdem eine GA wollten (und das ist großzügig gerechnet!) sind das alleine schon ca 26% der Antragssteller - bleiben also schon für alles Folgende also maximal 16% der ursprünglichen Antragssteller:

  • diejenigen, die den Antrag auf OP nach 1994 stellten

  • diejenigen, die den Antrag auf OP stellten, egal wann, dies aber nicht mehr bei Banaski ankam, entweder weil die Kasse von seine Imkompetenz die Nase voll hatte, oder der Antragssteller schlicht nicht mehr im Bereich des MDK Nordrhein wohnte

  • diejenigen, die aus medizinischen Gründen keine GA wollten (z.B. bei Diabetis oder Herzfehler etc)
  • diejenigen, die die GA selber gezahlt haben

  • und, in der Tat, diejenigen, die gar keine GA wollten. Was aber nur nach der Meinung einiger weniger Menschen irgendwas darüber aussagt, wie Trans diese Leute sind oder waren.

Es bleibt also als Fazit:
Man sollte nur Statistiken trauen, die mal selber gefäscht hat. Und man sollte nur mit Statistiken argumentiere, die nicht schon in sich selber so fehlerhaft sind, daß sie alles mögliche aussagen, nur nicht das, was sie unbedingt aussagen wollen.

Und, Janice - die anderen Statistiken, die Du im Moment im Kopf hast, aber leider nicht als Beweis parat - die darfst Du, sollten sie dir eventuell wieder einfallen, gerne anbringen. Mit denen wird's ähnlich aussehen.
Aber erst, wenn Du vorher erklärst, warum denn eine nicht-erfolgte GA der Beweis dafür sei, daß der- oder diejenige nur ein "häßlicher, unrasierter, perverser Transvestit" sei.
Viel Spaß dabei.

Posted by alex.here at 05:03 EM
Der Appell des Schreckens VI

Mit Verspätung - wegen technischer Probleme - noch 3 Kommentare:



From: Carola1970@aol.com
Date: Tue, 27 Aug 2002 03:53:33 EDT

Hallo

Ich dachte eigentlich die "Besser" Transen wären auf dem Rückzug...
Hab ich wohl Falsch gedacht... an Intoleranz ist der Aufruf ja wohl nicht zu überbieten!
Ich als minderwertige TV komm mit den TS in Stuttgart doch recht gut aus... ohne das wir uns solchen Unfug an den Kopf werfen müssen.
Da streit ich doch lieber mit jemandem über etwas das es auch Wert ist.
Und die Empfehlung von Alex mit der Psychiatercouch kann ich nur Unterstützen!

Caro

... die sich so wohl fühlt wie se is :)) und das ohne solch eingeschränkte
Sichtweise


From: Sabrina
Date: Tue, 27 Aug 2002 10:57:09 +0200

Am Tue, 27 Aug 2002 00:55:08 +0200, Alex Regh schrieb:

Wow. :-/

> Menschen, die ihren eigenen Wert von den Vornamen,
> Geschlechtseinträgen oder Genitalien anderer Leute bedroht fühlen,
> gehören nämlich genau da hin.

Dem kann ich mich nur anschließen.

Defniert Euch selbst, nicht anhand Anderer, denen Ihr die Butter auf dem Brot nicht zu gönnen scheint!

Aus Eurem Appell sprechen für mich große Ängste, einen vermeintlich sicheren Status einzubüßen. Woher rührt das bloß?

Der Appell erinnert mich in groben Zügen an die irrantional empfundene Bedrohung der Familie und der "Institution Ehe", die durch die Einführung der Homo-Ehe angeblich auftreten soll.

Halloooo! Mal wach werden!

Gruß
Sabrina


From: Melanie.Nayyal@t-online.de
Date: Tue, 27 Aug 2002 13:03:37 +0200 (CEST)

Hallo Sabrina,

und wieder kann ich mich den Worten nur anschliessen. In der Hinsicht ist es ja auch zu schade, daß eine Person wie Tanja Krienen nicht hier in der Liste ist. Ich will nicht hinter den Rücken anderer Leute reden, aber ich finde es eine Unverschämtheit wie diese Person Transsexuelle und Transgender einteilt. Tanja Krienen mag zwar zweifelslos eine sehr attraktive Frau sein und ein tolles Leben (jenseits ihrer TS-Vergangenheit) haben, aber ihre Gedanken und Äusserungen sind alles andere als transgenderfreundlich und für manche TS, die zum Beispiel wegen einer Krankheit keine Op machen können, sogar menschenverachtend.

Nun mein Appell an euch alle: Kommt endlich von eurem Schubladendenken weg und laßt jeden Betroffenen seinen Weg frei von irgendwelchen Schikanen gehen, egal ob von behördlicher, gesetzlicher, psychologischer oder medizinischer Seite gehen. Alex hat ganz recht, anstatt nun ihr Leben in aller Ruhe zu gestalten und aufzubauen, egal ob in beruflicher oder beziehungsmässiger Hinsicht, denken viele ohne Pause nur daran positive Gutachten zu bekommen, um ihren Weg vom Coming Out bis zur Personenstandsänderung möglichst schnell und ohne irgendwelche Probleme hinter sich zu bekommen. Da frag ich mich, wo bleibt da die eigene Persönlichkeitsentfaltung, wenn man ständig nur die Kriterien von anderen erfüllt? Wichtig ist doch, daß wir irgendwann ein stabiles, glückliches und normales Leben in unserer neuen Geschlechtsrolle finden, frei von irgendwelchen Grenzen und Zwängen, die uns ja früher nun zur Genüge das Leben schwer gemacht haben.

Liebe Grüsse
Melanie.--

Posted by alex.here at 09:34 FM
August 28, 2002
Der Appell des Schreckens V

From: "Andrea F. Ottmer"
Date: Tue, 27 Aug 2002 09:53:06 +0200

Hallo liebe MitstreiterInnen,
auch ich habe von diesem Appell an die Parteien in einer Mailingliste erfahren. In der Mailinglist postop_frauen warb eine der Inititorinnen um Unterstützung. Ich habe wie folgt reagiert.:



Hallo Nina,

ich verstehe Euren Aufruf in mehreren Punkten nicht und halte ihn auch für ziemlich Kontraproduktiv, wenn es darum geht die Situation von Transsexuellen zu verbessern.

Ich kann, vielleicht liegt dieses ja auch an der speziellen Situation in meinem Bundesland, aber von anderen höre ich da auch nicht viel besseres, überhaupt nicht nachvollziehen wie jemand behaupten kann, die gutachterlichen Prüfungen zur Vornamensänderung hätten sich bewährt. Ich habe viele Gutachten in den Händen gehalten und gelesen, von Kompetenz, möchte ich bei den meisten Gutachtern wirklich nicht sprechen. Obwohl ich schon die Fähigkeit bewundere mit der es mancher hier schafft, 2 Stunden Begutachtung auf bis zu 70 Seiten zu Papier zu bringen. In meiner Beratungssituation erlebe ich immer wieder, wie Hilfreich es für viele Betroffene wäre, während des "Alltagstestes" - wirklich ein schlechter Begriff - die "Stütze" passende Papiere zu haben wäre. Hier in Niedersachsen zumindest wird aber die Absolvierung des Alltagsstestes durch die Gutachter geradezu zur Bedingung gemacht.

Noch weniger verstehe ich allerdings, wie die Vornamensänderung anderer Personen die Bedeutung meines Vornamens nivellieren könnte.

Auch zeigte die bisherige Erfahrung mit dem TSG, bei dem auch viele schon Missbrauch fürchteten, daß es diesen nicht gegeben hat, zumindest nicht von Seiten der Antragsteller.

Was die Abschaffung der strengen Bipolarität angeht, so hat meines Wissens keiner die Absicht Betroffenen die Möglichkeit zu nehmen sich völlig unzweideutig einem Geschlecht zuzuordnen. Auch hier besteht also keine Bedrohung für Betroffene, sondern eher eine Chance für die Gesellschaft durch Varianten bereichert zu werden.

Auch halte ich es nicht für nachvollziehbar, warum es für "echte" Transsexuelle schlimm sein sollte, wenn für eine Änderung der Geschlechtszugehörigkeit keine Operationen notwendig wären. Schlimm wäre es wenn diese dann nicht mehr möglich wären. Aber ich kenne einige, die aus den verschiedensten Gründen für sich die OP ablehnen, teilweise aus medizinischen, teilweise weil sie sich mit ihren angeborenen Geschlechtsmerkmalen arrangiert haben, die aber trotzdem alle anderen Anforderungen erfüllen. Es verstößt aus meiner Sicht gegen das Recht auf körperliche Unversehrtheit diese Personen zur OP zu nötigen.

Viele liebe Grüße

Andrea



Ich hätte zwar sicher noch mehr schreiben können, und manche Formulierung anders wählen können, aber als ich dieses schrieb, war es schon mitten in der Nacht, und mir war es wichtig, schnell darauf zu reagieren, eh irgendwer in der Liste mal eben den angegebenen Link drückt und unterschreibt. Noch handelt es sich um nur sechs Unterzeichnende und die Zeichnungsfrist ist glücklicherweise arg kurz gewählt.
Andrea
Gleichstellungsreferentin im AStA der FH Braunschweig/Wolfenbüttel
Leiterin der Beratungsstelle Niedersachens der dgti

Posted by alex.here at 02:40 EM
Der Appell des Schreckens IV

Liebe Nina,

Euren Bedenken mag ich mich nicht anschließen.

Der Neuentwurf des "Transgendergesetzes" betont vor allem unser Recht auf Selbstbestimmung und stellt sich einer Bevormundung durch nur scheinbar besser wissende Gutachter und Gerichte sowie eine gewaltsam
"ordnende" Medizin entgegen.

Die Ernsthaftigkeit einer Vornamensänderung ist durch den TrGG-Entwurf nicht in Frage gestellt. Wer klaren Verstandes seinen Vornamen in einen gegengeschlechtlichen ändert und weiß, daß er dies frühestens ein Jahr
später wieder ändern kann ($ 10 TrGG-Entwurf), hat das nicht leichtfertig getan.

Viel mehr als das können die zur Zeit üblichen Gutachten auch nicht feststellen. In seltenen Fällen mögen sie geistig minderbemittelte Menschen vor sich selbst schützen, doch um die scheint Ihr Euch ja weniger Sorgen zu machen als um "Perverse" (OK, den Begriff habt Ihr uns gerade noch erspart ...).

Meine Sorge richtet sich weniger um die Abgrenzung von "sexuellen Spielarten", sondern um die Probleme, die TS/TI in ihrer Umstiegsphase oft über Jahre hinweg haben, teilweise mit der Folge langer Arbeitslosigkeit. Bewerbungen mit ungeklärten Papieren versprechen doch am heutigen Arbeitsmarkt keinerlei Erfolg. Die Vornamensänderung kommt da häufig viel zu spät. Ich halte es für einen großen Fehler, daß es sich so weitgehend eingebürgert hat, Vornamensänderung und OP gleichzeitig zu begutachten. Im Sinne eines realen "Alltagstests" sollte die Vornamensänderung im Sinne §1 TSG nicht so schwer gemacht werden.

Die dahin gehenden Vorschläge im TrGG-Entwurf halte ich für sehr praxisgerecht; sie würden für viele Betroffene einen großen Fortschritt bringen. Viele Monate dauerndes Warten auf überlastete Gerichte hätte
damit endlich ein Ende.


> Die beabsichtigte Aufhebung der geschlechtlichen Bipolarität für
> Transsexuelle findet nicht unseren Zuspruch.

Die "geschlechtliche Bipolarität" existiert überhaupt nur an einer Stelle: Im Gesetz! Dies allen wissenschaftlichen, medizinischen und psychologischen Erkenntnissen zum Trotz, die längst belegen, daß wir es mit einem lediglich künstlich geteilten Kontinuum zu tun haben.

Diese Diskussion könnte man beliebig lange weiterführen, doch ich möchte sie auf die drei für den TrGG-Entwurf entscheidenden Punkte reduzieren:

1. Intersexuelle
Ich halte es für ein elementares Menschenrecht, daß das Recht einem Menschen erlaubt, das zu sein, was er/sie ist. Wenn ein Mensch intersexuell geboren wird, so ist mir dessen körperliche und geistige Unversehrtheit allerdings sehr viel mehr wert als eine säuberlich aufgeräumte "Bipolarität"!

2. Elternschaft nach Vornamensänderung
Hier wird erstmalig eingeführt, daß ein Kind Eltern mit zwei weiblichen bzw. zwei männlichen Vornamen haben kann. Die Forderung ist nur konsequent und dürfte kaum unsere Gesellschaft in ihren "Grundfesten
erschüttern" oder so - dennoch zweifle ich noch an ihrer politischen Durchsetzbarkeit.

3. Personenstandsänderung auch ohne Kastration
§ 12.1 des TrGG-Entwurfs unterscheidet sich von der bisherigen Praxis vor allem dadurch, daß für die Feststellung der geänderten Geschlechtszugehörigkeit kein Gutachten und keine Operation, die zur Unfruchtbarkeit führt, gefordert werden.

Konservative mögen hier vielleicht noch ein Gutachten fordern, wie bisher üblich. Das hielte ich für vertretbar.

Und ja, dieser Entwurf macht z.B. die theoretische "Horrorvision" möglich, daß der männliche Triebtäter nach geänderten Vornamen mit juristisch weiblicher Geschlechtszugehörigkeit im Frauenknast sein
Unwesen treibt.

Meinetwegen können die Juristen dafür noch weitere, abgrenzende Klauseln erfinden. Mit dem wirklichen Leben hat das allerdings wenig zu tun. Da denke ich gerade eher an einen (mir bekannten) Transmann, der sich aus gut begründeten medizinischen Bedenken heraus nicht der Entfernung seiner Eierstöcke unterziehen will. Er ist im öffentlichen Dienst und muß dienstlich gelegentlich in öffentlichen Badeanstalten schwimmen
gehen. Da sein Personenstand nicht geändert ist, muß er, der durchtrainierte Muskelmann, sich mit den Damen umkleiden und (zur allseitigen Belustigung!) im Badeanzug erscheinen. Völlig absurd, daß er von seinem Arbeitgeber immer noch als Frau behandelt werden *muß*.

Das bisherige Gesetz zwingt ihn dazu, dies weiterhin zu ertragen, wenn er nicht seinen Job aufgeben will oder er sich medizinischen Prozeduren unterwirft, die seinen Körper beschädigen.

Ist denn nur eine gründlich operierte Transe eine gute Transe? Sollten wir uns nicht langsam von dem Diktat der Medizin lösen? Die Grenzen ihrer Möglichkeiten haben doch viel zu viele von uns schon am eigenen Leib erfahren.

Stimmt, dann entstehen so "peinliche" Zwischenformen. Doch das Leben ist leider nicht immer so einfach strukturiert, wie es sich die Theorie wünschen mag. Das Gesetz muß der Lebenswirklichkeit gerecht werden und nicht theoretischen Idealvorstellungen. Das hindert Einzelne ja nicht daran, sich eindeutig so zu positionieren, wie sie das für richtig halten!

Wenn ich mir die aktuelle Stellungnahme der Bundesregierung auf eine Anfrage der PDS zum Thema ansehe -
http://www.transsexuell.de/nrw/recht-bundestag0208.pdf
dann mag ich allerdings sowieso nicht mehr daran glauben, daß bald ein politischer Konsens für eine Gesetzesänderung gefunden werden könnte.

Insofern können wir dann vielleicht bald schon alle miteinander froh sein, daß wir wenigstens noch das gute alte TSG haben ... :-/

Na gut, so viel dazu für heute.
Bitte versteh' dies nun erst einmal als Diskussionsbeitrag von mir und noch nicht als abschließende Stellungnahme zu den Entwürfen.

Liebe Grüße,
Airin
AG Transsexualität NRW: http://transsexuell.de/nrw/

Posted by alex.here at 01:55 EM
Der Appell des Schreckens III

Und noch ein etwas längerer Kommentar:

From: katrinlive@aol.com
Date: Tue, 27 Aug 2002 06:37:59 EDT

Hallo Nina, Franziska, Tanja, Barbara, Nicole und Miriam,

zunächst möchte ich festhalten, dass natürlich jedermann das Recht hat einen Appell an den Bundestag oder sonstigen öffentlichen Aufruf zu machen.
Zunächst darf ich auf einen in sich widersprüchlichen "Formfehler" hinweisen, der jedoch nicht ganz ohne Bedeutung ist. Ihr schreibt:

<< Wir, eine Gruppe transsexueller Menschen, ...>>
und führt dann aber inhaltlich aus, dass ihr ja Frauen seid und per gutachterlicher und ärztlicher Genehmigung auch gesetzlich anerkannt Frauen (wieso haben Männer dieses Abgrenzungsproblem eigentlich nicht?).

Euer ganzer Aufruf liest sich für mich wie: "Haben wir es erleiden müssen, dann muss dies auch für andere gut sein." Als ich 1994, und ich war durch andere "leidgeprüfte Transsexuelle" entsprechend auf so einiges eingestellt, zu meinem ersten Gutachter kam und nach dem Prozedere fragte sagte dieser:
"Ob sie transsexuell sind oder nicht kann ich so wie so nicht feststellen. Das einzige was ich feststellen kann ist ob sie in sich stimmig und gesund sind. Ich kann weder sagen ob sie Frau sind noch dies bestätigen. Ich kann aber einer Frau nicht absprechen Frau zu sein, egal wie sie auf die Welt kam."
Das ganze Gespräch dauerte 10 min, das Gutachten war eine Seite lang, die Namernsänderung bekam ich (da auch die zweite Begutachtung ähnlich verlief) praktisch postwendend (Dauer ab Antragstellung 7 Monate, Kosten des ganzen Verfahrens DM 190,-- für alles). Aus der Betreuungsarbeit von seither über 500 Einzelfällen weiß ich, dass mein "Fall" eine traumhafte Ausnahme ist. Ich bin nicht Frau durch die Gutachten, sondern ich bekam die Gutachten weil ich kein Mann bin und die Gesellschaft als Alternative nur "Frau" anbietet.

Ich denke auch, dass ihr euch vor dem Aufruf schlecht informiert habt.
Bereits am 15. August 1996 (2 BvR 1833/95) stellte das Bundesverfassungsgericht in einem Leitsatz fest:
"Die Frage, welchem Geschlecht sich ein Mensch zugehörig empfindet, betrifft dabei seinen Sexualbereich, den das GG als Teil der Privatsphäre unter den verfassungsrechtlichen Schutz der Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG gestellt hat. Jedermann kann daher von den staatlichen Organen die Achtung dieses Bereiches verlangen. Das schließt die Pflicht ein, die individuelle Entscheidung eines Menschen über seine Geschlechtszugehörigkeit zu respektieren."

Alleine aus diesem Grundsatz des Verfassungsgerichtes ergibt sich bereits die Pflicht das TSG in seiner heutigen Form zu verändern. Ihr habt aber sicher auch andere Informationslücken. Selbst die Deutsche Gesellschaft für Sexualforschung (zu der auch Frau Becker/FfM gehört), die in den 90er Jahren die Standards der Begutachtung und Behandlung Transsexueller veröffentlicht hat, stellt fest:
1. Das bisherige Begutachtungsverfahren ist so nicht haltbar. Es werden Dinge bestätigt, die so nicht diagnostiziert werden können, obwohl es eigentlich nicht um eine Diagnose zu gehen hat.
2. Die Verfahren sind kontraproduktiv bezogen auf die Erprobung der Lebbarkeit der eigenen Geschlechtsrolle.
3. Das Verfahren zur Namensänderung muss wesentlich erleichtert und verkürzt werden.
4. eine neues Gesetz sollte in keinem Fall "Transsexuellengesetz" heißen, da dieser Begriff eigentlich von Anfang an falsch war,
5. Das neue Gesetz sollte Transgendergesetz genannt werden.

Ich will auf weitere Fundstellen, aus denen eindeutig hervor geht, dass das TSG mit den Menschenrechten und der Verfassung nicht vereinbar ist hier verzichten (auch im LSVD, der Fraktion Bündnis90/Grüne, Bundesvorstand der SPD, der PDS und medizinischen Kreisen sitzen Leute mit Verstand).

Ich will hier auch nichts wiederholen, was als "Klarstellung" zu eurem Aufruf bereits von anderer Seite kam. Ich hoffe, dass ihr gesund seid, euch am Leben freuen könnt und zustimmt, dass es das Recht anderer Menschen ist es besser und leichter zu haben als ihr es möglicherweise hatte. Jeder Mensch muss die
Verantwortung für sich selbst übernehmen können und dürfen. Das TSG in seiner heutigen Form führt aber zur Entmündigung und verhindert eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung in der eigenen Identität.

Mit dem Gutachten und Gerichtsurteil wedeln und sagen können, "jetzt bin ich Frau, ich habe es ja schwarz auf weiß, ist keine Lösung." (Wie schon am Anfang gesagt, ihr solltet mal darüber nachdenken, warum Männer dieses Problem nicht haben.Ein Gesetz das aber deutlich macht, allen in der Gesellschaft, dass es mehr zwischen Himmel und Erde gibt als den Blick der Hebamme zwischen die Beine eines Menschen ist dringend überfällig.

In diesem Sinne und in der Hoffnung, dass es möglichst wenige gibt die, egal aus welchem Grunde, euren Aufruf unterstützen verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen

Helma Katrin Alter, Köln
UB-Vorstand der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen in Köln
Mitglied der Gesellschaft für Allgemeine Psychotherapie Bonn
Beratungsstelle für Transgender, Köln



Ein PS muß ich da aber doch anbringen:
Es mag extrem selten sein, daß Transmänner solche Positionen vertreten - vorkommen tut das aber auch. In der Preisklasse allerdings gibt es, soweit bekannt, nur einen einzigen - und der ist republikweit dafür bekannt, und immer für ein bisschen Lästern unter TMs gut ;-)
Aber auch unter Transfrauen, das muß man mal sagen, ist das eine recht seltene Position - nur sind die wenigen halt relativ laut.

Posted by alex.here at 10:50 FM
Der Appell des Schreckens II

Noch drei Kommentare:

From: Lydia Lalopolis
Date: Tue, 27 Aug 2002 22:33:36 +0200

*roftl* Was für ein Schwachsinn!
Ich will keine Zeit damit verschwenden, diesem Pamphlet mehr Aufmerksamkeit zu widmen, als es verdient. Und Alex hat ja schon Wesentliches ausgeführt.
Ich denke aber, es ist ein schönes Lehrstück für all diejenigen, die sich fragen, warum es immer noch Leute gibt, die mit devotem Schwanzwedeln in die staatlich verordnete Pathologisierungsmaschinerie hineinkriechen - weil sie tatsächlich krank *sind*. Bloß anders als sie es gerne vorstellen.
Im übrigen empfehle ich den Verfasserinnen die Lektüre des Dudens, eines Fremdwörterbuches und eines guten HTML-Kurses.
Gruß
Lydia



From: Melanie.Nayyal@t-online.de (Melanie Nayyal)
Date: Tue, 27 Aug 2002 07:58:58 +0200

Hallo Alex,
ich kann mich deiner Kritik nur 100% anschliessen und ich hoffe, daß Tanja Krienen (auf die ich auch langsam einen dicken Hals bekomme) mit ihrem Appell nicht durchkommt.
Liebe Grüsse
Melanie.


From: "Jannik"
Date: Wed, 28 Aug 2002 10:34:18 +0200
(eine etwas undeutliche Passage von Jannik selbst überarbeitet)

ich finde es schwierig, "transsexuell" gegen "transgender" auszuspielen, und so läßt sich der aufruf lesen.
(und "meist transvestiten... sogar kleidungsfetischisten" trifft den begriff transgender ja wohl eher gar nicht! - wobei ich transvestiten bestimmt nicht aus dem begriff ausschließen will.)
sicher, es gibt viele menschen, deren bedürfnis es ist, sich nach einer transition genau einem von zwei geschlechtern zuzuordnen.
genauso gibt es aber menschen, die trans* sind (eben transgender), die ihre ursprüngliche geschlechtszuordnung als ausgesprochen falsch empfinden, die weit entfernt sind von "kleidungsfetischismus", aber die sich nicht eindeutig dem "anderen" geschlecht zuordnen können. *wink* sprich, die z.b. TMs sind, ohne hormone zu nehmen, oder die "nur" hormone nehmen, aber keine OP wollen oder nicht jetzt... und andere... und für diese menschen (mich z.b.) ist das bestehende medizisch-juristische system viel zu eng, das nur einen "klassischen verlauf" von TS kennt, und das darauf besteht, daß überschreitungen von geschlechtergrenzen eine psychiatrische angelegenheit sind.
womit ich nicht sagen will, daß man einfach alles über den haufen schmeißen und auf die kostenübernahme der krankenkassen verzichten soll. auch nicht, daß der entwurf des "transgender-gesetzes" so toll wäre.
aber die bezugnahme auf "geschlechterexperimente" in dem appell ist höchst problematisch, zum einen in bezug auf intersexualität (denn es geht um viel mehr als um das beiläufige anerkennen, daß es intersexuelle gibt, die "uneindeutig" bleiben wollen - es geht grundsätzlich um das personenstandsgesetz und den darin liegenden zwang, intersexuelle neugeborene zu vereindeutigen; also um die verschränkung von trans*- und
intersex-themen, die dringend mal beachtet und bearbeitet werden müßte...), zum anderen in bezug auf transgender: wir sind keine "geschlechterexperimente"!
und wo die "grenzen einer logischen definition von geschlecht" verlaufen, müßte mir erstmal jemand genau erklären.

warum diese explizite abgrenzung gegenüber "bestimmten lebensformen", zu denen die grenzen meines erachtens eher fließend sind? und
in wessen namen wird da eigentlich gesprochen?
grüße von
jannik

Posted by alex.here at 10:41 FM
Der Appell des Schreckens I

Und weiter geht's mit dem Gruseln ...
Meine Antwort:
Subject: Re: Appell an die Parteien des deutschen Bundestages
From: Alex Regh
Date: Tue, 27 Aug 2002 00:55:08 +0200

Nabend!

On Mon, 26 Aug 2002 20:11:56 +0200, Nina wrote:

Ah ja - die Über-Transsexuellen-Fraktion meint also mal wieder, gegen alles, was nicht F64.0 ist hetzen zu müssen - auf ein paar Lügen kommt's dabei wie üblich auch nicht an:
- Kleiderfetischisten sind im TGG (oder ähnlichen Entwürfen) durchaus auch nicht bedacht - wenn auch nicht wegen irgendwelcher Abgrenzungsbestrebungen, sondern weil da kein Bedarf an Namensänderung feststellbar ist.
- Kleiderfetischisten werden auch nicht als Transgender betrachtet - denn Kleiderfetischisten betrachten sich eben nicht als einem anderen Geschlecht zugehörig als dem zugewiesenen.
- Transgender _kann_ ein "Spiel mit irgendwelchen austauschbaren Identitäten" sein - allerdings ist es für die allermeisten Transgender eben _kein Spiel_ sondern derselbe Ernst, der auch F64.0-geprüfte Transsexuelle zum Geschlechtsrollenwechsel bewegt.
- Transgender ist grundsätzlich _nicht_ "eine Variante vordergründig ausgelebter sexueller Phantasien". (Bei der Gelegenheit: Was sind eigentlich _hinter_gründig ausgelebte Phantasien? Der Orgasmus, den einige Über-Transsexuelle bekommen, wenn sie auf minderwertigem Leben rumhacken?)

Auch der Satz
Selbst diejenigen, welche sich nur für die "kleine Lösung" entscheiden, betreiben einen, mit den vorgestellten Varianten nicht zu vergleichender Ernsthaftigkeit, dauerhaften Übergang in die andere Geschlechterrolle
ist falsch.
Nur weil jemand nicht F64.0 ist, oder nicht in "die" andere Geschlechtsrolle wecheln möchte, sondern in *eine* andere Geschlechtsrolle, heißt das noch lange nicht, daß diese Person nicht ernsthaft bei der Sache ist. Ganz im Gegenteil, da so etwas noch eher selten ist, ist dafür meist entscheiden mehr Ernst und Nerven notwendig als dafür, ein F64.0-Abziehbild den Gutachtern und Richtern zu präsentieren.

Vollkommen absurd wird es aber hier:
Die gutachterlichen Prüfungen haben sich im Wesentlichen bewährt. Wer ernsthaft erwägt, den Weg in die neue Geschlechterrolle zu gehen und die Voraussetzungen dafür erfüllt, konnte bislang immer sicher sein, die Zustimmung zu einer Namensänderung zu erhalten.
Das ist schlicht und ergreifen nicht wahr, es gibt genug Menschen, die hinreichend transsexuell sind, selbst nach F64.0-Kritieren, die aber an irgendeiner Stelle einem Gutachter auffielen, und daher Probleme hatten.
Dazu käme noch, daß selbst wenn man ein Gutachten bekommt, die Prozedur zur Erlangung dieser Gutachen oft genug entwürdigend ist.

Eine Vereinfachung dieses Verfahrens, nämlich die Abschaffung des Gutachtens zur Vornamensänderung, nivelliert die Bedeutung des geänderten Namens für jene herab, die nicht beabsichtigen, dies aus einer vorübergehenden und ungeklärten Stimmung heraus umzusetzen.
Genau um das zu vermeiden, daß der Entschluß nicht hinreichend überlegt worden ist, ist es notwendig, daß von einem Schema-F-Stundenplan für "richtige Transsexuelle" Abstand genommen wird. Momentan verbringen die meisten Trans* nämlich ihre Zeit damit, irgendwelche Anforderungen irgendwelcher Gutachter oder Richtlinien zu erfüllen, statt die Zeit dazu zu nutzen, sich darüber klar zu werden, was *sie* denn *für sich*
brauchen.

Aber der springende Punkt ist natürlich etwas anderes: "nivelliert die Bedeutung des geänderten Namens ... herab". Wie bitteschön beeinflußt die Tatsache, daß vielleicht jemand, der/die nicht F64.0 ist, eine Vornamensänderung bekommt, den Wert der Vornamensänderung einer/s F64.0-TS? Wie kann der eigene Namen weniger Wert sein, nur weil jemand anderes ebenfalls das Recht auf einen neuen Namen bekommt?
Das Problem können ja wohl nur Leute haben, die TSG-Urteile als Beweis für die eigene Identität benötigen.

Aber noch ein paar Kleingkeiten:
Die beabsichtigte Aufhebung der geschlechtlichen Bipolarität für Transsexuelle findet nicht unseren Zuspruch.
Wer bitteschön beabsichtigt das denn? Vorgeschlagen ist, den Zugang zu Namens- und Personenstandsänderung zu vereinfachen, nicht, das juristische Geschlecht als solches abzuschaffen - weder für Transgender noch für andere Menschen. Es gibt zwar Menschen, die auch damit gut leben könnten, aber das ist eindeutig keine realistische Forderung im Moment. IS hingegen fallen oft soweit aus dem bipolaren Geschlechtsbild heraus, daß für sie auf jeden Fall eine weitere Lösung nötig ist. Ob diese Lösung auch für *einige* Transgender zu erreichen ist, ist noch nicht klar. Auf jeden Fall aber wird es *selbstverständlich* auf jeden Fall weiter die Möglichkeit geben, sich "männlich" oder "weiblich" eintragen zu lassen, ohne die geringsten Zweideutigkeiten.
Aber es ist natürlich einfacher, sich einen Teufel an die Wand zu mahlen, den es eigentlich gar nicht gibt. Erspart es einem, Argumente gegen tatsächliche Anliegen zu suchen.

Und noch zum Schluß
Es gibt nach unserer Auffassung eindeutige Geschlechtermerkmale und es scheint nicht ratsam, unklaren Befindlichkeiten einen rechtlichen Status zu erteilen, der die Grenzen einer logischen Definition zur Kategorisierung der Geschlechter überschreitet.
Buah! Alle Non-Ops sind also "unklare Befindlichkeiten", selbstverständlich ohne Rechte. Auch daß es für die Entscheidung, keine GA zu machen, gute Gründe geben kann - auch simple medizinische Gründe.
Egal - nur nix, was den eigenen Status gefährden kann. Wie auch immer der eigene Status dadurch gefährdet werden soll durch das, was andere Menschen in der Unterhose haben.

Es ist äußerst bedauerlich, daß die Initiatorinnen dieses Appells die Zeit, die sie benötigen, um solchen faschistoiden Scheiß zu verbreiten, nicht - wesentlich sinnvoller und sozialverträglicher - dazu nutzen, sich auf eine Psychiatercouch zu legen. Menschen, die ihren eigenen Wert von den Vornamen, Geschlechtseinträgen oder Genitalien anderer Leute bedroht fühlen, gehören nämlich genau da hin.


Und, weil ich diese Erlaubnis schon habe, gleich ein Kommentar:

Subject: Re: Appell an die Parteien des deutschen Bundestages
From: "Paul R. Sass"
Date: Tue, 27 Aug 2002 01:08:57 +0200

hi,
armes deutschland - hast du eigentlich verstanden worum es geht in der tsg-reform / trgg-entwurf ???
ansonsten verweise ich auf die ausführliche mail von alex - der ich mich zu 100% anschliesse ...
--
liebe Grüsse,
Paul

paul@junxz.de
http://www.junxz.de

Posted by alex.here at 04:26 FM
Der Appell des Schreckens Prelude

Der untenstehende Appell wurde am 26.08.02 in diverse Mailinglisten und die de.alt.soc.transgendered gepostet. Er war wohl das Ergebnis meines Rundumpostings zu den Wahlprüfsteinen des LSVD; der Entwurf zu einem neuen Transgender-Gesetz ist ja eindeutig nicht mehr taufrisch.
Nun, relativ schnell, wie häufig, hatte ich eine entsprechende Antwort parat. Weniger häufig passiert es, daß gleich etliche Leute dem Inhalt solcher Antwort zustimmen oder selber entsprechende Antworten schreiben. Aus diesem Grunde möchte ich hier sowohl den Appell als auch viele Antworten und Kommentare dazu zur allgemeinen Verfügung stellen.
Diskussionsbeiträge, die von dem Appell selber wegführten, sind nicht aufgeführt, nicht, weil diese nicht wertvoll wären, sondern weil sie zu anderen Themen als dem Appell führen - z.B. zu dem, was eine Neufassung des TSG denn enthalten sollte.
Diese Debatten wären auf der Trans-Gruppen-Mailingliste oder dem TransMann-Forum IMHO sinnvoller zu führen.

Der Appell:


hallo,

aus sorge um die absicht, das tsg nach der wahl zu ändern, haben wir (einige ts) einen aufruf gestartet, der noch einmal die besondere problematik verdeutlicht. dieser appell soll an die parteien im bundestag gesand werden, um kurz, das schlimmste zu verhindern.

der appell findet sich hier:
http://bundestagsappell.transsexuality.info/

für fragen stehe ich gerne zur verfügung.

liebe grüße

nina

ps: weitergehende links zur verdeutlichung:

http://www.lsvd.de/news/antworten.html (punkt 4)
http://www.dgti.org/trggtx.htm



Irgendwelche Rechtschreib-, Grammatik- oder sonstige Fehler in zitierten Postings sind nicht von mir - die Postings sind schlicht kopiert worden, und lediglich Zeilenumbrüche entfernt worden.
Ich werde die Beiträge hier in der Reihenfolge einstellen, in der ich die Erlaubnis zur Einstellung bekomme.

Posted by alex.here at 04:01 FM
August 27, 2002
Tach zusammen!

Nun, wo man so ein Blog hat, will man es auch füllen. Daß das aber so anfangen würde ...

Eigentlich sollten hier ja meine eigenen Gedanken und Schmippsel zum Thema rein, aber da es sich gestern so ergab, daß mal wieder eine ganz charmante Aktion gestartet wurde, und die Reaktion darauf selten einmütig und erfreulich ausfiel, ist das auch ein guter Anfang für ein Blog.

Schließlich habe ich als erster rumgemeckert ... aber auch nur, weil ich eine Nachteule bin ;-)

Posted by alex.here at 07:46 EM