Zurück zur Hauptseite
Gender: Summe der Erscheinungen und Verhaltensweisen, die als geschlechtsspezifisch angesehen werden.
Queer: Schwul - Lesbisch - Bi- oder Pansexuell - Transgender (LGBT)
Slash: (Engl)
1) A forceful sweeping stroke made with a sharp instrument or a long cut or other opening made by such a stroke.
2) Common name for the slant (`/', ASCII 0101111) character.
3) A genre of fan fiction between two people of the same sex involving a relationship that is either romantic, sexual or both. Named after the punctuation mark '/' initially used to separate Kirk/Spock, the first 'official' slash pairing.
25. September 2002
Appell - Der Gegen-Appell

Der Vollständigkeit halber (und ich denke, damit ist das Thema Appell erstmal abgehakt):
Als Reaktion auf den Appell des Schreckens (der übrigens mit der phänomenalen Zahl von 16 Unterschriften bis zum Abgabetermin am 4.9.02 aufwarten konnte) verfasste Charis Bergern einen Gegen-Appell. Da dieser im Web nicht ganz leicht zu finden ist, veröffentliche ich ihn ebenfalls hier.


TransGenderlLife
Charis Berger
Postfach 86 08 08
D - 81 635 München
Handy: [Von Alex vorsichtshalber gestrichen, kann per Mail erfragt werden.]
e-Mail: transgenderlife@gmx.de
Internet: www.transgenderlife.de am 5. Sept. 2002

TransGenderlife
Postfach 86 08 08
D - 81 635 München

Offener Brief per eMail an:
Fraktionen des Deutschen Bundestages
Bundesministerin für Justiz, Frau Dr. Deubler-Gmelin
Zentralbüros aller im Bundestag vertretenen Parteien
Queer-Arbeitsgemeinschaft der Gewerkschaft Ver.di
Vorstand LSVD
Vereinigungen und Institutionen in TransGender-Land
Presse (Print, Funk und Fernsehen)
alle Bezieher des TransGenderLife-ABO-Newsletters


Sehr geehrte Empfänger/Innen,
sehr geehrte Politiker/Innen aller Parteien,
sehr geehrte Journalisten/Innen !

Vor einigen Tagen ging durchs Internet ein "Appell an die Politik", ausgesandt von einer KLEINEN GRUPPE einzelner TransIdenten/Innen. Dieser Appell ist verbunden mit einer Unterschriften-Aktion und strebt nach einer Aufschiebung der Neufassung eines TransGender-Gesetzes. Dem Inhalt des Appells ist heftig zu widersprechen.
Eine heftige Diskussion im Internet (yahoogroups) hat inzwischen gezeigt, dass der o.g. Appell defintiv nur die Meinung eienr KLEINEN Minderheit darstellt und allseits auf umfassende Ablehnung trifft

Daher ganz im Gegenteil: Wir appellieren mit grossem Nachdruck an Sie alle, mit Initiative und Einsatz ab Beginn der neuen Legislatur-Periode auf die SCHNELLE Verabschiedung eines neuen TransGender-Gesetzes hinzuwirken.

Hinter dem o.g. Appell steht eine kleine Gruppe von TransIdentInnen, die sich bedauerlicherweise bereits mehrfach durch bedauerlichen Mangel an Toleranz und durch wenig solidarische Standpunkte hervorgetan haben. Es kann und darf nicht angehen, dass sich im Bereich der TransGender-Minderheit eine kleine "Minderheit in der Minderheit" als "elitär" herauszustellen versucht und alle anderen TransGender, die andere Lebenswege gewählt haben, diffamiert und persönlich abwertet.

Niemand nimmt den Verfassern/Innen des o.g. Appells das Recht, ihre eigene Meinung dezidiert zum Ausdruck zu bringen -- dieses Recht hat allerdings dort seine GRENZEN, wo Meinungsäusserung zur Herabwürdigung anderer führt. Um einseitige Information oder gar Meinungsbildung zu verhindern, melden auch wir uns zu Wort.

mehr...
Von alex.here um 12:35
11. September 2002
Die Greterich-Frage

Es gab die hier eingestellten Debatten und Statements zum Thema "Richtige Transsexuelle vs. Perverse und so". Es gab kiloweise ähnliche Debatten ohne Ende. Und eines habe ich nie so recht verstanden ... warum ist da der Unterschied zwischen Transmännern und Transfrauen mal wieder so extrem groß?
Vielleicht als Vorbemerkung, ehe etwas mißverstanden wird: Was ich unten beschreibe, sind Tendenzen. Wie stark sich diese auf Einzelne auswirken, ist immer eine individuelle Sache. Folglich ist es auch eine sehr individuelle Sache, ob eine Transfrau zu der Über-Transsexuellen-Fraktion gerechnet werden muß, eine Leben-und-Leben-lassen-TS ist, oder eine der anderen möglichen Positionen zu sich selber und zu anderen einnimmt - und derer gibt es viele. Gleichfalls mögen Transmänner meistens sozialkompatibler erzogen worden sein; aber auch das hat weder in allen Fällen funktioniert, noch ist dies unter allen Umständen vorteilhaft.

  Aber woher kommt dieser Unterschied zwischen Transmännern und Transfrauen?
 Also, im Prinzip laufen die ganzen Formalien, einschließlich Diagnose und Gutachten, bei Transmännern ja nicht anders ab als bei Transfrauen, und auch für Transmänner gilt das TSG. Auch ein früher häufiger auftretendes Phänomen, nämlich daß Transmänner es schafften, das ganze Procedere durchzuziehen, ohne auch nur einmal bei einem der bekannten Trans-Fachleute zu landen, ist mittlerweile sehr selten geworden. Da kann es also nicht dran liegen.
 Es kann auch kaum daran liegen, daß die einen Testo bekommen, und die anderen Östro. Dann müßten sich die Ansichten prä- und post-Hormone ja unterscheiden. Tun sie aber eher selten.
 An den OPs kann's auch nicht liegen - zwar haben die meisten Verfechterinnen der "Rechte nur für F64.0"-Fraktion die GA, aber die haben auch viele, die nicht wirklich so etwas vertreten würden.
Außerdem gibt's auch sogenannte "Transgenderisten". (Zum Glück eher in den USA, bis jetzt ist das wohl noch nicht übergeschwappt. Möge es so bleiben.) Das sind Transgender, auch mal wieder bloß Transfrauen, die die Geschlechtsrolle gewechselt haben, oft auch nicht das Geringste mit "schrill" oder "bunt" zu tun haben, Hormone bekommen, oft auch die Epilation haben oder einen Brustaufbau, aber keine GA. Die vertreten dann die These, daß jede/r Trans*, der/die die GA machen läßt, irgendwie geistig minderbemittelt, auf's Patriarchat reingefallen oder sonstwas wäre. Also dasselbe in Grün wie die Über-TS-Fraktion, nur umgekehrt.
 Also, aus der Richtung ist es wohl nix.

mehr...
Von alex.here um 0:36
10. September 2002
Der Appell des Schreckens VII

Oops... da hatte ich die folgenden Beiträge immer noch nicht eingestellt. Schlafmütze, ich. Dabei sind die Beiträge von Angelika die einzigen, die sich zunächst nicht komplett von dem Appell distanzierten. Aber lest selber:



From: "angelika_lr"
Date: Tue, 27 Aug 2002 22:52:53 -0000

Hallo Alex, hallo Leute!

Nun kommt mal wieder runter! Es ist sicher kein "faschistoider Scheiss", wenn sich jemand dagengen wehrt, dass sein/ihr Weg, der weissgott alles andere als leicht war, einer oberflächlichen Beliebigkeit anheimgestellt wird. Und das gleichzeitige Absprechen der Zurechnungsfähigkeit (Stichwort Psychiatercouch) ist aus meiner Sicht auch nicht so wahnsinnig weit von faschistoidem Gedankengut oder zumindest solcher Argumentationsweise entfernt. Auch die Erklärungen der Beifallklatscher klingen für mich nicht so wahnsinnig viel besser.

Dass ein derartiger Appell auf die Verfechter eines "dritten Geschlechts" (oder vierten, fünften ...oder was weiss ich) wie ein rotes Tuch wirken muss, erscheint eigentlich logisch. Es ist nun mal nicht jedermanns/-fraus Sache, heute Mann, morgen Frau, übermorgen Elefant, einen Tag später Krokodil oder irgendwann einmal Küchenschrank sein zu wollen. Manche empfinden nun mal das Gerede vom "Niederreissen der Geschlechtergrenzen" nicht als das, was anzustreben wäre, ich selbst im Übrigen auch nicht. Dass es derarige Lebensentwürfe gibt, muss wohl akzeptiert werden, aber zu tun muss ich damit wohl nichts haben.

Natürlich halte ich die Bemerkung, dass sich das Begutachtungsverfahren im Wesentlichen bewährt habe, für ziemlich zynisch. Auch wenn ich selbst im TSG-Verfahren (weder für VÄ, noch für PÄ) damit keine allzugrossen Probleme hatte, weiss ich doch, dass gerade da jeglicher Willkür Tür und Tor geöffnet ist und diese "Gelegenheit" auch zuweilen genutzt wird.

Viele Grüsse von

Angelika



Worauf Paul antwortete:

mehr...
Von alex.here um 13:11
30. August 2002
Kurzes Statement zwischendurch - für die (V)erschreckten

Oops ...
Da hat der Stil der Debatte anscheinend ein paar Leute verschreckt. Also, da möchte ich kurz drauf hinweisen, daß dieser Stil der Debatte zwischen Frau K und mir schon fast traditionell ist. Wobei ich nicht der/die/das einzige bin, was in diesem Stil bedacht wird; eine Suche auf Google nach TK bringt schon recht interessante Ergebnisse, die beim Einschätzen des Tons dieses Austauschs hier vielleicht helfen.

Jedenfalls möchte ich also anmerken, daß (mittlerweile) in der Tat auf meiner Seite keine Bereitschaft da ist, mit ihr eine wirkliche Debatte zu führen. Das liegt allerdings daran, daß der Unterschied zwischen In-der-Nase-Bohren und mit TK eine Debatte zu führen der ist, daß beim Popeln was rauskommt. Ich muß es wissen, das ist die .. uh, äh, laß mich nix falsches sagen ... die vierte Runde müßte es sein. Oder so.
Trotzdem ist es mir wichtig, Thesen und Aussagen wie die ihren eben nicht unkommentiert in der Weltgeschichte rumstehen zu lassen. Denn das, was sie fordert, nämlich Menschen Rechte nicht zu gewähren, weil die ihr persönlich nicht passen, das ist ja wohl kaum akzeptabel -- ganz davon abgesehen, daß ich zu den Menschen gehöre, die aktiv für das kämpfen, wogegen sie sich stellt.

mehr...
Von alex.here um 20:17
29. August 2002
Jetzt kommen die Argumente aus der Gruft

Bei den Kommentaren zum Appell des Schreckens I begab sich Janice leider ein wenig auf's Glatteis mit der Behauptung, daß man ja alleine schon die Rate der "perversen, häßlichen und unrasierten Transvestiten" daran absehen könnte, daß angeblich 50% aller Trans* vor der GA kneifen. Sie hätte nicht grade Banaski als Beleg anführen sollen ...

Kurz ihr Statement:



Rückzugsquote

Bevor ich's vergesse (was dich ja auch nicht verwundert hätte) hier noch ein Beispiel des Behaupteten:
Sind zwar hier nur 42% aber ist ja ziemlich nah dran:

http://www.junxz.de/mdk-fragen.php

Ist ne "Transmann" Seite ... was dich nicht weiterhin marginal verwundern sollte. Es gibt mehr dazu - auch schlechtere Statistiken ... aber im Moment habe ich diese Daten nicht als Beweis parat, aber umso mehr im Kopf .. Aber das reicht dir ja nicht.


Buah! Jetzt wäre ich fast beeindruckt!
Aber nur fast ...

Also, erstens ist junxz eine Transmänner-Seite und keine Transmann-Seite.

Und zweitens wäre ich extrem vorsichtig damit, die Thesen ausgerechnet von Banaski als Beleg für irgendwas anzuführen - der Mann hatte nämlich, ähnlich wie die Über-Transsexuellen, meistens das Problem, Beweise für seine Behauptungen anzuführen. Um das mal vorsichtig zu formulieren ...
(Für Uneingeweihte: Banski war bis vor einigen Jahren der für Trans* zuständige Mensch des MDK Nordrhein, und als Transenfresser bekannt. Er hat sehr gerne geschrieben - nur gesagt hat er wenig.)
Zum Beispiel ist die angeführte Schlußfolgerung aus dem BSG-Urteil, nämlich daß alle Transen zwecks Heilung erst mal ein paar Jährchen Therapie machen sollen, und erst wenn das nicht klappt, eine OP (bzw. Hormone oder Epilation) bekommen dürfen, eine, an der man merkt, daß der Mann kein Jurist war - Juristen pflegten bei dieser und ähnlichen Passagen meistens erst mal ein kleines Kichern zu unterdrücken, ehe sie ihm gaaanz langsam erklärten, warum er mal besser jetzt fix die OP-Empfehlung ausspucken solle. Was er übriges dann auch tat ... Oops!

Aber zu den 42%: Da steht nicht, daß das 42% von irgendwas waren, die vor der OP gekniffen hätten. Da steht nur, daß er irgendwie bei 42% der Verfahren in der "Gruppe B" auf einmal nicht mehr gefragt wurde. Er selber gibt ja schon als Möglichkeit an, daß das (u.a.) daran liegen könnte, daß der MDK im weiteren Verfahren nicht eingeschaltet wurde. Woran das wohl liegen könnte??? Jedenfalls sagt das gar nix darüber, ob die Leute eine OP noch haben machen lassen oder nicht.

mehr...
Von alex.here um 17:03
Der Appell des Schreckens VI

Mit Verspätung - wegen technischer Probleme - noch 3 Kommentare:



From: Carola1970@aol.com
Date: Tue, 27 Aug 2002 03:53:33 EDT

Hallo

Ich dachte eigentlich die "Besser" Transen wären auf dem Rückzug...
Hab ich wohl Falsch gedacht... an Intoleranz ist der Aufruf ja wohl nicht zu überbieten!
Ich als minderwertige TV komm mit den TS in Stuttgart doch recht gut aus... ohne das wir uns solchen Unfug an den Kopf werfen müssen.
Da streit ich doch lieber mit jemandem über etwas das es auch Wert ist.
Und die Empfehlung von Alex mit der Psychiatercouch kann ich nur Unterstützen!

Caro

... die sich so wohl fühlt wie se is :)) und das ohne solch eingeschränkte
Sichtweise


mehr...
Von alex.here um 9:34
28. August 2002
Der Appell des Schreckens V

From: "Andrea F. Ottmer"
Date: Tue, 27 Aug 2002 09:53:06 +0200

Hallo liebe MitstreiterInnen,
auch ich habe von diesem Appell an die Parteien in einer Mailingliste erfahren. In der Mailinglist postop_frauen warb eine der Inititorinnen um Unterstützung. Ich habe wie folgt reagiert.:



Hallo Nina,

ich verstehe Euren Aufruf in mehreren Punkten nicht und halte ihn auch für ziemlich Kontraproduktiv, wenn es darum geht die Situation von Transsexuellen zu verbessern.

Ich kann, vielleicht liegt dieses ja auch an der speziellen Situation in meinem Bundesland, aber von anderen höre ich da auch nicht viel besseres, überhaupt nicht nachvollziehen wie jemand behaupten kann, die gutachterlichen Prüfungen zur Vornamensänderung hätten sich bewährt. Ich habe viele Gutachten in den Händen gehalten und gelesen, von Kompetenz, möchte ich bei den meisten Gutachtern wirklich nicht sprechen. Obwohl ich schon die Fähigkeit bewundere mit der es mancher hier schafft, 2 Stunden Begutachtung auf bis zu 70 Seiten zu Papier zu bringen. In meiner Beratungssituation erlebe ich immer wieder, wie Hilfreich es für viele Betroffene wäre, während des "Alltagstestes" - wirklich ein schlechter Begriff - die "Stütze" passende Papiere zu haben wäre. Hier in Niedersachsen zumindest wird aber die Absolvierung des Alltagsstestes durch die Gutachter geradezu zur Bedingung gemacht.

Noch weniger verstehe ich allerdings, wie die Vornamensänderung anderer Personen die Bedeutung meines Vornamens nivellieren könnte.

Auch zeigte die bisherige Erfahrung mit dem TSG, bei dem auch viele schon Missbrauch fürchteten, daß es diesen nicht gegeben hat, zumindest nicht von Seiten der Antragsteller.

Was die Abschaffung der strengen Bipolarität angeht, so hat meines Wissens keiner die Absicht Betroffenen die Möglichkeit zu nehmen sich völlig unzweideutig einem Geschlecht zuzuordnen. Auch hier besteht also keine Bedrohung für Betroffene, sondern eher eine Chance für die Gesellschaft durch Varianten bereichert zu werden.

Auch halte ich es nicht für nachvollziehbar, warum es für "echte" Transsexuelle schlimm sein sollte, wenn für eine Änderung der Geschlechtszugehörigkeit keine Operationen notwendig wären. Schlimm wäre es wenn diese dann nicht mehr möglich wären. Aber ich kenne einige, die aus den verschiedensten Gründen für sich die OP ablehnen, teilweise aus medizinischen, teilweise weil sie sich mit ihren angeborenen Geschlechtsmerkmalen arrangiert haben, die aber trotzdem alle anderen Anforderungen erfüllen. Es verstößt aus meiner Sicht gegen das Recht auf körperliche Unversehrtheit diese Personen zur OP zu nötigen.

Viele liebe Grüße

Andrea



mehr...
Von alex.here um 14:40
Der Appell des Schreckens IV

Liebe Nina,

Euren Bedenken mag ich mich nicht anschließen.

Der Neuentwurf des "Transgendergesetzes" betont vor allem unser Recht auf Selbstbestimmung und stellt sich einer Bevormundung durch nur scheinbar besser wissende Gutachter und Gerichte sowie eine gewaltsam
"ordnende" Medizin entgegen.

mehr...
Von alex.here um 13:55
Der Appell des Schreckens III

Und noch ein etwas längerer Kommentar:

From: katrinlive@aol.com
Date: Tue, 27 Aug 2002 06:37:59 EDT

Hallo Nina, Franziska, Tanja, Barbara, Nicole und Miriam,

zunächst möchte ich festhalten, dass natürlich jedermann das Recht hat einen Appell an den Bundestag oder sonstigen öffentlichen Aufruf zu machen.
Zunächst darf ich auf einen in sich widersprüchlichen "Formfehler" hinweisen, der jedoch nicht ganz ohne Bedeutung ist. Ihr schreibt:

<< Wir, eine Gruppe transsexueller Menschen, ...>>
und führt dann aber inhaltlich aus, dass ihr ja Frauen seid und per gutachterlicher und ärztlicher Genehmigung auch gesetzlich anerkannt Frauen (wieso haben Männer dieses Abgrenzungsproblem eigentlich nicht?).

Euer ganzer Aufruf liest sich für mich wie: "Haben wir es erleiden müssen, dann muss dies auch für andere gut sein." Als ich 1994, und ich war durch andere "leidgeprüfte Transsexuelle" entsprechend auf so einiges eingestellt, zu meinem ersten Gutachter kam und nach dem Prozedere fragte sagte dieser:
"Ob sie transsexuell sind oder nicht kann ich so wie so nicht feststellen. Das einzige was ich feststellen kann ist ob sie in sich stimmig und gesund sind. Ich kann weder sagen ob sie Frau sind noch dies bestätigen. Ich kann aber einer Frau nicht absprechen Frau zu sein, egal wie sie auf die Welt kam."
Das ganze Gespräch dauerte 10 min, das Gutachten war eine Seite lang, die Namernsänderung bekam ich (da auch die zweite Begutachtung ähnlich verlief) praktisch postwendend (Dauer ab Antragstellung 7 Monate, Kosten des ganzen Verfahrens DM 190,-- für alles). Aus der Betreuungsarbeit von seither über 500 Einzelfällen weiß ich, dass mein "Fall" eine traumhafte Ausnahme ist. Ich bin nicht Frau durch die Gutachten, sondern ich bekam die Gutachten weil ich kein Mann bin und die Gesellschaft als Alternative nur "Frau" anbietet.

Ich denke auch, dass ihr euch vor dem Aufruf schlecht informiert habt.
Bereits am 15. August 1996 (2 BvR 1833/95) stellte das Bundesverfassungsgericht in einem Leitsatz fest:
"Die Frage, welchem Geschlecht sich ein Mensch zugehörig empfindet, betrifft dabei seinen Sexualbereich, den das GG als Teil der Privatsphäre unter den verfassungsrechtlichen Schutz der Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG gestellt hat. Jedermann kann daher von den staatlichen Organen die Achtung dieses Bereiches verlangen. Das schließt die Pflicht ein, die individuelle Entscheidung eines Menschen über seine Geschlechtszugehörigkeit zu respektieren."

Alleine aus diesem Grundsatz des Verfassungsgerichtes ergibt sich bereits die Pflicht das TSG in seiner heutigen Form zu verändern. Ihr habt aber sicher auch andere Informationslücken. Selbst die Deutsche Gesellschaft für Sexualforschung (zu der auch Frau Becker/FfM gehört), die in den 90er Jahren die Standards der Begutachtung und Behandlung Transsexueller veröffentlicht hat, stellt fest:
1. Das bisherige Begutachtungsverfahren ist so nicht haltbar. Es werden Dinge bestätigt, die so nicht diagnostiziert werden können, obwohl es eigentlich nicht um eine Diagnose zu gehen hat.
2. Die Verfahren sind kontraproduktiv bezogen auf die Erprobung der Lebbarkeit der eigenen Geschlechtsrolle.
3. Das Verfahren zur Namensänderung muss wesentlich erleichtert und verkürzt werden.
4. eine neues Gesetz sollte in keinem Fall "Transsexuellengesetz" heißen, da dieser Begriff eigentlich von Anfang an falsch war,
5. Das neue Gesetz sollte Transgendergesetz genannt werden.

Ich will auf weitere Fundstellen, aus denen eindeutig hervor geht, dass das TSG mit den Menschenrechten und der Verfassung nicht vereinbar ist hier verzichten (auch im LSVD, der Fraktion Bündnis90/Grüne, Bundesvorstand der SPD, der PDS und medizinischen Kreisen sitzen Leute mit Verstand).

Ich will hier auch nichts wiederholen, was als "Klarstellung" zu eurem Aufruf bereits von anderer Seite kam. Ich hoffe, dass ihr gesund seid, euch am Leben freuen könnt und zustimmt, dass es das Recht anderer Menschen ist es besser und leichter zu haben als ihr es möglicherweise hatte. Jeder Mensch muss die
Verantwortung für sich selbst übernehmen können und dürfen. Das TSG in seiner heutigen Form führt aber zur Entmündigung und verhindert eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung in der eigenen Identität.

Mit dem Gutachten und Gerichtsurteil wedeln und sagen können, "jetzt bin ich Frau, ich habe es ja schwarz auf weiß, ist keine Lösung." (Wie schon am Anfang gesagt, ihr solltet mal darüber nachdenken, warum Männer dieses Problem nicht haben.Ein Gesetz das aber deutlich macht, allen in der Gesellschaft, dass es mehr zwischen Himmel und Erde gibt als den Blick der Hebamme zwischen die Beine eines Menschen ist dringend überfällig.

In diesem Sinne und in der Hoffnung, dass es möglichst wenige gibt die, egal aus welchem Grunde, euren Aufruf unterstützen verbleibe ich

mit freundlichen Grüßen

Helma Katrin Alter, Köln
UB-Vorstand der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen in Köln
Mitglied der Gesellschaft für Allgemeine Psychotherapie Bonn
Beratungsstelle für Transgender, Köln

mehr...
Von alex.here um 10:50
Der Appell des Schreckens II

Noch drei Kommentare:

From: Lydia Lalopolis
Date: Tue, 27 Aug 2002 22:33:36 +0200

*roftl* Was für ein Schwachsinn!
Ich will keine Zeit damit verschwenden, diesem Pamphlet mehr Aufmerksamkeit zu widmen, als es verdient. Und Alex hat ja schon Wesentliches ausgeführt.
Ich denke aber, es ist ein schönes Lehrstück für all diejenigen, die sich fragen, warum es immer noch Leute gibt, die mit devotem Schwanzwedeln in die staatlich verordnete Pathologisierungsmaschinerie hineinkriechen - weil sie tatsächlich krank *sind*. Bloß anders als sie es gerne vorstellen.
Im übrigen empfehle ich den Verfasserinnen die Lektüre des Dudens, eines Fremdwörterbuches und eines guten HTML-Kurses.
Gruß
Lydia



From: Melanie.Nayyal@t-online.de (Melanie Nayyal)
Date: Tue, 27 Aug 2002 07:58:58 +0200

Hallo Alex,
ich kann mich deiner Kritik nur 100% anschliessen und ich hoffe, daß Tanja Krienen (auf die ich auch langsam einen dicken Hals bekomme) mit ihrem Appell nicht durchkommt.
Liebe Grüsse
Melanie.


mehr...
Von alex.here um 10:41
Der Appell des Schreckens I

Und weiter geht's mit dem Gruseln ...
Meine Antwort:
Subject: Re: Appell an die Parteien des deutschen Bundestages
From: Alex Regh
Date: Tue, 27 Aug 2002 00:55:08 +0200

Nabend!

On Mon, 26 Aug 2002 20:11:56 +0200, Nina wrote:

Ah ja - die Über-Transsexuellen-Fraktion meint also mal wieder, gegen alles, was nicht F64.0 ist hetzen zu müssen - auf ein paar Lügen kommt's dabei wie üblich auch nicht an:
- Kleiderfetischisten sind im TGG (oder ähnlichen Entwürfen) durchaus auch nicht bedacht - wenn auch nicht wegen irgendwelcher Abgrenzungsbestrebungen, sondern weil da kein Bedarf an Namensänderung feststellbar ist.
- Kleiderfetischisten werden auch nicht als Transgender betrachtet - denn Kleiderfetischisten betrachten sich eben nicht als einem anderen Geschlecht zugehörig als dem zugewiesenen.
- Transgender _kann_ ein "Spiel mit irgendwelchen austauschbaren Identitäten" sein - allerdings ist es für die allermeisten Transgender eben _kein Spiel_ sondern derselbe Ernst, der auch F64.0-geprüfte Transsexuelle zum Geschlechtsrollenwechsel bewegt.
- Transgender ist grundsätzlich _nicht_ "eine Variante vordergründig ausgelebter sexueller Phantasien". (Bei der Gelegenheit: Was sind eigentlich _hinter_gründig ausgelebte Phantasien? Der Orgasmus, den einige Über-Transsexuelle bekommen, wenn sie auf minderwertigem Leben rumhacken?)

Auch der Satz
Selbst diejenigen, welche sich nur für die "kleine Lösung" entscheiden, betreiben einen, mit den vorgestellten Varianten nicht zu vergleichender Ernsthaftigkeit, dauerhaften Übergang in die andere Geschlechterrolle
ist falsch.
Nur weil jemand nicht F64.0 ist, oder nicht in "die" andere Geschlechtsrolle wecheln möchte, sondern in *eine* andere Geschlechtsrolle, heißt das noch lange nicht, daß diese Person nicht ernsthaft bei der Sache ist. Ganz im Gegenteil, da so etwas noch eher selten ist, ist dafür meist entscheiden mehr Ernst und Nerven notwendig als dafür, ein F64.0-Abziehbild den Gutachtern und Richtern zu präsentieren.

Vollkommen absurd wird es aber hier:
Die gutachterlichen Prüfungen haben sich im Wesentlichen bewährt. Wer ernsthaft erwägt, den Weg in die neue Geschlechterrolle zu gehen und die Voraussetzungen dafür erfüllt, konnte bislang immer sicher sein, die Zustimmung zu einer Namensänderung zu erhalten.
Das ist schlicht und ergreifen nicht wahr, es gibt genug Menschen, die hinreichend transsexuell sind, selbst nach F64.0-Kritieren, die aber an irgendeiner Stelle einem Gutachter auffielen, und daher Probleme hatten.
Dazu käme noch, daß selbst wenn man ein Gutachten bekommt, die Prozedur zur Erlangung dieser Gutachen oft genug entwürdigend ist.

Eine Vereinfachung dieses Verfahrens, nämlich die Abschaffung des Gutachtens zur Vornamensänderung, nivelliert die Bedeutung des geänderten Namens für jene herab, die nicht beabsichtigen, dies aus einer vorübergehenden und ungeklärten Stimmung heraus umzusetzen.
Genau um das zu vermeiden, daß der Entschluß nicht hinreichend überlegt worden ist, ist es notwendig, daß von einem Schema-F-Stundenplan für "richtige Transsexuelle" Abstand genommen wird. Momentan verbringen die meisten Trans* nämlich ihre Zeit damit, irgendwelche Anforderungen irgendwelcher Gutachter oder Richtlinien zu erfüllen, statt die Zeit dazu zu nutzen, sich darüber klar zu werden, was *sie* denn *für sich*
brauchen.

Aber der springende Punkt ist natürlich etwas anderes: "nivelliert die Bedeutung des geänderten Namens ... herab". Wie bitteschön beeinflußt die Tatsache, daß vielleicht jemand, der/die nicht F64.0 ist, eine Vornamensänderung bekommt, den Wert der Vornamensänderung einer/s F64.0-TS? Wie kann der eigene Namen weniger Wert sein, nur weil jemand anderes ebenfalls das Recht auf einen neuen Namen bekommt?
Das Problem können ja wohl nur Leute haben, die TSG-Urteile als Beweis für die eigene Identität benötigen.

Aber noch ein paar Kleingkeiten:
Die beabsichtigte Aufhebung der geschlechtlichen Bipolarität für Transsexuelle findet nicht unseren Zuspruch.
Wer bitteschön beabsichtigt das denn? Vorgeschlagen ist, den Zugang zu Namens- und Personenstandsänderung zu vereinfachen, nicht, das juristische Geschlecht als solches abzuschaffen - weder für Transgender noch für andere Menschen. Es gibt zwar Menschen, die auch damit gut leben könnten, aber das ist eindeutig keine realistische Forderung im Moment. IS hingegen fallen oft soweit aus dem bipolaren Geschlechtsbild heraus, daß für sie auf jeden Fall eine weitere Lösung nötig ist. Ob diese Lösung auch für *einige* Transgender zu erreichen ist, ist noch nicht klar. Auf jeden Fall aber wird es *selbstverständlich* auf jeden Fall weiter die Möglichkeit geben, sich "männlich" oder "weiblich" eintragen zu lassen, ohne die geringsten Zweideutigkeiten.
Aber es ist natürlich einfacher, sich einen Teufel an die Wand zu mahlen, den es eigentlich gar nicht gibt. Erspart es einem, Argumente gegen tatsächliche Anliegen zu suchen.

Und noch zum Schluß
Es gibt nach unserer Auffassung eindeutige Geschlechtermerkmale und es scheint nicht ratsam, unklaren Befindlichkeiten einen rechtlichen Status zu erteilen, der die Grenzen einer logischen Definition zur Kategorisierung der Geschlechter überschreitet.
Buah! Alle Non-Ops sind also "unklare Befindlichkeiten", selbstverständlich ohne Rechte. Auch daß es für die Entscheidung, keine GA zu machen, gute Gründe geben kann - auch simple medizinische Gründe.
Egal - nur nix, was den eigenen Status gefährden kann. Wie auch immer der eigene Status dadurch gefährdet werden soll durch das, was andere Menschen in der Unterhose haben.

Es ist äußerst bedauerlich, daß die Initiatorinnen dieses Appells die Zeit, die sie benötigen, um solchen faschistoiden Scheiß zu verbreiten, nicht - wesentlich sinnvoller und sozialverträglicher - dazu nutzen, sich auf eine Psychiatercouch zu legen. Menschen, die ihren eigenen Wert von den Vornamen, Geschlechtseinträgen oder Genitalien anderer Leute bedroht fühlen, gehören nämlich genau da hin.


mehr...
Von alex.here um 4:26
Der Appell des Schreckens Prelude

Der untenstehende Appell wurde am 26.08.02 in diverse Mailinglisten und die de.alt.soc.transgendered gepostet. Er war wohl das Ergebnis meines Rundumpostings zu den Wahlprüfsteinen des LSVD; der Entwurf zu einem neuen Transgender-Gesetz ist ja eindeutig nicht mehr taufrisch.
Nun, relativ schnell, wie häufig, hatte ich eine entsprechende Antwort parat. Weniger häufig passiert es, daß gleich etliche Leute dem Inhalt solcher Antwort zustimmen oder selber entsprechende Antworten schreiben. Aus diesem Grunde möchte ich hier sowohl den Appell als auch viele Antworten und Kommentare dazu zur allgemeinen Verfügung stellen.
Diskussionsbeiträge, die von dem Appell selber wegführten, sind nicht aufgeführt, nicht, weil diese nicht wertvoll wären, sondern weil sie zu anderen Themen als dem Appell führen - z.B. zu dem, was eine Neufassung des TSG denn enthalten sollte.
Diese Debatten wären auf der Trans-Gruppen-Mailingliste oder dem TransMann-Forum IMHO sinnvoller zu führen.

Der Appell:


mehr...
Von alex.here um 4:01
27. August 2002
Tach zusammen!

Nun, wo man so ein Blog hat, will man es auch füllen. Daß das aber so anfangen würde ...

mehr...
Von alex.here um 19:46